Radiumtrinkbecher und Emanationsapparat für Radiumtrinkkuren
Na dann Prost!
Dezember 1898. Marie Curie gelingt es, aus Pechblende, einem Mineral, das radioaktive Element Radium zu isolieren. En neues chemisches Element ist entdeckt! Zwei Jahre zuvor entdeckt Henri Becquerel zufällig die natürliche radioaktive Strahlung, die von einigen Salzen und Kristallen ausgeht.
Die Entdeckung der natürlichen Radioaktivität und radioaktiver Elemente sind Entdeckungen, die die Welt verändern sollen:
die Bekämpfung von Krebs mit Strahlentherapie in der Medizin, Energieerzeugung in Atomkraftwerken oder die Altersbestimmung von Grabungsfunden mit der Radiokarbonmethode in der Archäologie wären ohne diese Entdeckungen nicht möglich.
Wünsche, Hoffnungen und Verheißungen gehen mit vielen Entdeckungen einher, vor allem wenn es um die Gesundheit geht. Marie und Pierre Curie erkennen schnell das Potential der Radioaktivität Krebs zu heilen. Die zerstörerische Wucht der Strahlung, die vom Radium ausgeht, wird aber unterschätzt. Allgemein gilt Radium Anfang des 20. Jahrhundert als harmlos und sogar gesundheitsfördernd.
Radiumtrinkkuren für zu Hause werden neben radiumhaltigen Seifen und Shampoos angeboten. Die Trinkbecher und der Emanationsapparat enthalten kleine Mengen von Radiumsalz, das von einem Filter umschlossen ist. Beim radioaktiven Zerfall von Radium entsteht das schwach radioaktive Gas Radon, das sich im Wasser in den Behältern löst (Emanation). Nach 24 Stunden Einwirkzeit soll man das radioaktive Wasser in kleinen Schlucken trinken, der sogenannten Nippkur.
Ein Werbeprospekt für solch eine Radium-Heimkur empfiehlt die Anwendung bei Rheuma, Gicht, Herzbeschwerden, Blutarmut, Galle- und Leberbeschwerden, Nieren- und Blasenerkrankung, Stoffwechselbeschwerden und zur “Allgemeine Auffrischung und Umstimmung der Konstitution”.
Das bekannteste Opfer dieser Radiumtrinkkuren ist der US-Amerikaner Eben Byers. Anfang der 1930er Jahre verliert er aufgrund zu vieler Radiumtrinkkuren seinen Unterkiefer und trägt schwere Gehirnschäden davon. Mit seinem Tod ist die Gefährlichkeit von Radium endgültig bewiesen.
Die Radon-Therapie gibt es heute immer noch und ist von den Krankenkassen als Heilverfahren unter anderem bei Rheuma anerkannt. Über die Haut und die Atmung wird das radioaktive Gas bei Bädern in Thermalwasser oder radonhaltiger Luft aufgenommen. Die Therapie führt zu einer Stimulierung des Immunsystems in Richtung Entzündungshemmung und Veränderung des Knochenmetabolismus. Die genaue Wirkweise von Radon im menschlichen Körper ist jedoch noch nicht abschließend geklärt.